Zum zweiten Mal in diesem Jahr verlieren wir unser Böckchen an eine Zahnkrankheit. Und wenn dieses Unglück nicht schon schlimm genug wäre, trifft es nach nur 8 Monaten bei uns, dieses fantastische Kerlchen und den tollen Kumpel namens Elliot. Gestern habe ich ihn auf meinem Arm einschlafen lassen, wo er es sich ein letztes Mal bequem gemacht hatte und ihm somit den letzten Freundschaftsdienst geleistet.
So ein verdammter Jammer und wenn ich nicht so traurig wäre, dann müsste ich so wütend sein, über dieses Unglück und diese Ungerechtigkeit, dass es jemanden trifft, der so toll gewesen ist, wie Elliot.
Als im Februar unser Cosmo ging, da wollten wir als Nachfolger einen gestandenen Bock, der unsere zickenden Mädels im Zaum halten konnte und so wurde uns Elliot ans Herz gelegt, oder „Herr Winzig“, wie er in der Notstation hieß. Er sei ein schweizer Teddy und ein echter Macho sagte man uns. So schön ich US-Teddys fand, so wenig konnten mich dagegen Schweizer Teddys begeistern. Durchaus skeptisch, wollten wir uns aber den kleinen Mann trotzdem mal anschauen und ihm eine Chance geben. Dann saß er da im Gehege. Die dunklen Haare hinter seinen Ohren bildeten einen Haarwulst, der irgendwie an ein Zwischending aus einem Afrolook und einem Torerohut erinnerte. Die Haare am Rücken für einen Teddy recht glatt, die Haare am Po dagegen abstehend, sodass man den Eindruck bekam, er würde eine Pluderhose tragen.
Mein Gott, dachte ich zuerst, der sieht ja aus wie ein Landstreicher.
Und dann schaute er uns an, aus diesen riesigen, schwarzen Augen. Da war es um uns geschehen und wir waren rettungslos verliebt. Das hat er übrigens mit allen gemacht. Er hatte diese riesigen, schwarzen Augen, mit denen er jeden direkt anschaute und egal wer, alle waren sofort in ihn verliebt, Freunde, Verwandte und auch Tierärzte. Liebe Leser, Elliot hatte einen unglaublichen Blick, das könnt ihr Euch nicht vorstellen.
Elliot war ein echter Herzensdieb.
Elliot war auch zutraulich wie ich es bei bisher keinem Meerschwein je gesehen habe. Man durfte ihn berühren und sogar streicheln und wenn es ihm nicht passte, dann trollte er sich einfach nach einiger Zeit, aber er lief nie weg.
Vor allem aber war Elliot ein fantastisches Böckchen. Die Vergesellschaftung mit ihm, hat gerade eine gefühlte halbe Stunde gedauert und dann war Ruhe im Stall. Wir wollten ja einen Macho "mit Goldkette und Haaren auf der Brust", da wir sehr zickige Mädels haben und wir dachten sehr schnell, dass wir genau das bekommen haben. Nicht lange Zeit später merkten wir aber, dass dieses nur eine Seite von Elliots Charakter war, denn schon bald zeigte er uns, dass er noch viel mehr ein führsorglicher Gentleman, als ein Macho war. Immer lag er bei mindestens einem seiner Mädels, wenn zwei sich stritten, war er sogleich zur Stelle, er umgarnte sie, er begleitete sie und er tat kaum einen Schritt, ohne dass er brommselte.
Mein Gott, dieses ständige Geräusch aus dem Gehege oder Freilauf, das uns 8 Monate begleiten durfte, dieses sonore Brummeln, wie haben wir uns daran gewöhnt und wie sehr bedrückt uns nun die Stille ohne ihn. Mit seinem Brommseln hat er nicht nur seine Mädels beruhigt, sondern auch seine Menschen.
Jetzt ist es still in unserer Wohnung und als ich heute Nacht aufwachte, weil ich den Rhythmus vom Päppeln noch drinnen habe, da horchte ich in die Wohnung und hörte nur Stille.
Es ist unglaublich, wie schnell er uns so wertvoll geworden ist, nicht weil er die den Meerschweinchen so eigene, süße, pelzigputzige Gestallt hat, sondern weil er echt ein toller Typ war. Ein Kumpel.
Leider wurde er immer schwächer, auch wenn er noch immer seine Pflichten bei den Mädels wahrnehmen wollte, er noch immer versuchte, an einer Gurke zu mümmeln und sich scheinbar ärgerte, dass es nicht klappe, aber in den letzten Tagen brommselte er nicht mehr und die Augen waren nicht mehr die großen, seelenvollen Herzensbrecher, ihnen war anzusehen, dass er müder und schwächer wurde. Sie waren kleiner geworden, so wie das Brommseln immer seltener geworden war. Es war uns klar, dass ein Wunder nicht mehr eintreten wird und wir nicht mehr für ihn tun konnten, als ihm noch möglichst einige schmerzfreie Tage bei seinen Mädels zu geben. Gestern Mittag, nach einem erfolglosen Päppelversuch, versuchte ich ihm noch wenigstens ein Schmerzmittel zu geben und während er es sich danach in meiner Armbeuge bequem gemacht hatte, bemerkte ich den Fleck auf dem Hemd, weil er das Mittel nicht schlucken konnte. Da wusste ich, dass es nun endgültig Zeit zum Abschiednehmen war. Kein Schwein verdient Schmerzen und schon gar nicht der kleine Kämpfer.
Elliot, unser Eumel, Mamas Stinkebär, du Kumpel, Landstreicher, Macho, Gentleman und Charmbolzen, der seine Mädels so toll umgarnt hat, vor allem aber du fantastischer Dauerbrommsler und charmanter Herzensstehler, du reißt eine Lücke in unsere Herzen, die nicht größer sein könnte, wenn du 8 Jahre bei uns gewesen wärest und leider nicht nur diese verdammt viel zu schnellen 8 Monate.
Mama und Papa vermissen dich so unglaublich!
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