Liebe Emily,
früher als erwartet musste ich dich nun gestern gehen lassen.
Seit Dezember 2009 warst du bei mir. Sofort wurdest du herzlich von den anderen Schweinchen in die Gruppe aufgenommen. Du hast Ginger noch gekannt, die uns leider kurz nach deiner Ankunft verlassen hat. Von da an bist du mit Rosie durch dick und dünn gegangen, auch wenn ihr so verschieden ward. Mit Ida konntest du dich leider nie richtig anfreunden, aber man merkte, dass sie dich sehr gern hatte.
Du warst ein schüchternes und ängstliches Schweinchen, ein Beobachter aus der Ferne. Du warst zögerlich und abwartend und hast dich gerne versteckt.
Aber du warst stark. Du hast laut protestiert, wenn dir etwas nicht gefallen hat. Unangenehme Dinge hast du tapfer ertragen.
Und ich hatte immer das Gefühl, dass du mir als einzigem Menschen vertraust, so sehr du in deiner misstrauischen Art einem Menschen vertrauen konntest. Diese Beziehung hat uns durch deine Krankheit geholfen.
Leider musstest du in den letzten beiden Jahren mehrere unangenehme Dinge ertragen. Zunächst vor zwei Jahren dein Atherom, das nicht abheilen wollte, vor einem Jahr plagten dich deine Eierstockzysten und als hätte das nicht gereicht, musstest du dieses Jahr den Kampf gegen eine Infektion antreten, den du leider verloren hast.
In den letzten beiden Monaten warst du nicht mehr meine alte Emily. Aber man konnte in dieser Zeit mehr als deutlich erkennen, dass hinter dem ängstlichen Schweinchen doch ein starkes Wesen steckte, das einfach nicht aufgeben wollte. Am Ende hat dein Körper dir diese Entscheidung abgenommen. Aber bis zuletzt konnte dir niemand ansehen, mit welchem Leid du zu kämpfen hattest. So mutig habe ich dich zuvor nie erlebt.
Ich habe alles getan, was ich konnte, damit es dir wieder gut geht. Als dein Körper meine Hilfe nicht mehr annehmen konnte, habe ich gemerkt, dass es dir nur noch besser gehen kann, wenn ich dich gehen lasse. Ich hoffe, du verzeihst mir. Ich wollte dich erlösen, bevor dein Körper endgültig deinen Willen bricht. Endlich hast du keine Schmerzen mehr.
Ich danke dir für die drei Jahre, in denen du bei mir warst und mir den Alltag versüßt hast. Ich danke dir, dass ich in den letzten beiden Monaten durch dich so viel über mich gelernt habe. Je schwächer du geworden bist, desto stärker hast du mich gemacht. So wird für immer etwas von dir in mir bleiben.
Rosie, Ida und ich werden dich vermissen. Du warst ein besonderes Schweinchen. Deine liebenswürdigen Eigenarten werden mir immer in Erinnerung bleiben. Es macht mich unendlich traurig, dass du nicht mehr bei uns bist.
Mach's gut, kleine Emily.