Liebe Cassio,
ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass ich jetzt diese Zeilen an Dich schreibe, viel lieber würde ich dir nun dein Abendbrot im Stall bringen.
Als ich am Dienstagabend bei Euch war, ging es mir selber nicht sehr gut, ich hatte hohes Fieber. Also hat Mama Euer Futter zubereitet und auch gebracht. Doch ich hätte kein Auge zu machen können, ehe ich nicht wüsste, ob alle Schweinchen auch artig fraßen. Ich bin also noch mal zu Euch und hab jedem eine Ladung Heu in die Raufen gefüllt. Alle haben geschmatzt wie sie es immer taten, keiner viel negativ auf. Dann bin ich zu Bett. Am nächsten morgen, ich musste zum Arzt, hat Mama mich gerufen: Einem Schweinchen geht es nicht gut. Ich bin sofort zu Euch gestürmt, hab mich umgesehen und dann sah ich Dich: Du lagst ganz platt da, mitten im Stall, du warst bereits ganz kalt. Es sah fürchterlich aus. Ich wusste, dass es bereit zu spät war und ich deinen Zustand eher bemerkt haben müsste, aber du ließt Dir nichts anmerken am Vorabend. Und als ich nach kurzer Zeit wieder bei Dir war, um Dich erlösen zu lassen, warst du schon gegangen. So bist Du wenigstens im Kreise deiner Liebsten eingeschlafen und ich musste Dich dort nicht noch rausreißen.
Erst gestern, als ich wieder einen klaren Kopf hatte, begriff ich richtig, dass Du nicht mehr da warst. Ich weiß noch ganz genau, wie ich Dich hier im Forum entdeckt habe. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein pechschwarzes Langhaarschweinchen - ein Traum! Du wohntest leider nicht um die Ecke, doch nach langem Hin und Her hat es endlich geklappt und ich durfte Dich in meine Arme schließen. Es fühlt sich an, als wenn es gestern gewesen wäre. Du hast Dich superschnell in die Gruppe eingelebt, hast nie Ärger gemacht, warst immer lieb zu allen. Fast wie eine Mutter. Nur wenn ich Dich einfangen, auf dem Arm halten und gar Haare und Krallen geschnitten werden mussten, hast du Deine guten Manieren vergessen. Das mochtest Du überhaupt nicht. Doch sobald Du dann wieder im frisch gemisteten Stall oder draußen im Auslauf saßt, war alles vergessen. Dort bist Du so richtig aufgeblüht, was hast Du das genossen. Kein Schweinchen durfte ich so erleben. Überhaupt keine Scheu, selbst in der neuen Umgebung hattest du keine Hemmungen einfach ans Gitter zu spazieren, um zu gucken, ob es etwas Leckeres gibt, während die anderen sich voller Angst zu fünft in ein Häuschen quetschten. Gerade in dieser Zeit, kann ich mich noch so gut an deine Augen erinnern. Sie haben wunderschön gestrahlt und immer wenn man in dein Gesicht sah, blitzten in mitten dieses schwarzen Gesichts diese zwei Augen auf.
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Das ist mein Lieblingsbild von Dir. Dort kommen deine Augen richtig zur Geltung. Nur in Echt waren sie noch viel, viel schöner. Du hattest ein so freundliches Gesicht, hast einen beinahe angegrinst, wenn du Deine Erbsenflocken wolltest.
Meine kleine Cassio, ich kann es immer noch nicht glauben, dass du einfach so gehen musstest. Ohne, dass ich Dir wenigstens versuchen zu helfen hätte können. Ich hoffe, du weißt, wie sehr ich dich liebe und vermisse. Heute morgen hab ich Dich schon wieder im Stall gesucht, man merkt einfach sofort, dass jemand fehlt.
Pass mir gut auf Deine verbliebenen Freunde auf und bitte vergiss uns nie.
Wir lieben Dich!
Deine Fabienne & Bande