Huhu,
ich halte selber eine Böckchengruppe mit 6 Jungs. Ich will Euch hier von ein paar meiner Erfahrungen berichten:
Gehegegröße und Einrichtung
Wichtig ist nicht nur die Größe des Geheges, sondern auch dessen Struktur. Die Böckchen gehen sich häufiger mal gegenseitig auf den Keks und müssen einander dann völlig aus dem Wege gehen können. Deshalb hat mein EB auch vier Ebenen, die über Rampen von allen Gruppenmitgliedern jederzeit erreichbar sind. In großen Bockgruppen ab vier Mitglieder KANN sich die Gehegegröße auf einen halben m² pro Tier relativieren, aber auch nur, wenn die Gruppe harmoniert! Häuser und Unterschlupfe sollten stets mehrere Eingänge haben und nirgends sollte ein Engpass (wie ein Schlauch oder Trichter) vorhanden sein.
Ich habe in den vielen Jahren meiner Haltung von Böckchengruppen und Meerschweinchen allgemein die Erfahrung gemacht, daß zur Böckchenhaltung eine Mindestgröße des Geheges von mindestens 2 bis 3 m² (je größer desto besser) sinnvoll ist.
Vergesellschaftung
Dort kann man dann versuchen ein Trio gut verträglicher Jungs zu halten. Bei mir vertragen sich die Tiere auf eigentlich zu kleinem Raum nur wegen ihres verträglichen Charakters und der Möglichkeit den anderen Jungs auch mal ganz aus dem Blick zu verschwinden so gut.
Meerschweinchen sind in diesem Fall wie kleine Kinder: Was ich nicht sehen kann, ist auch nicht da!
Ein Paradebeispiel für ein funktionierendes Gehege gibt es nicht, man muß sich als Halter an die Machbarkeit herantasten.
Zusammenleben
Sollten Deine drei Böckchen sich doch einmal richtig streiten, kann es auch zu einer Katastrophe kommen. Die Jungs können sich aus für Dich unerklärlichem Grund zu einem Knäul verbeißen! In einem solchen Fall heißt es dann Ruhe bewahren, und nicht mit ungeschutzter Hand dazwischengreifen. Die Kontrahenten vergessen ihre Umwelt bei solchen Kämpfen total und können Dich ernsthaft verletzen. Besser einen Karton oder ein Brett zwischen die Streitenden zu schieben versuchen und dann trennen.
Kleinere Machtkämpfe gehören bei einer Bockgruppe dazu. Häufig wird über Gebärden und Lautäußerungen geklärt, wer der Boß ist. Das Kopf hochreißen, Körper seitlich stellen, größer machen, Zähneklappern, schnaufen, Haare sträuben und in der Einstreu scharren sind Drohgebärden, die das ranghöhere Tier dabei von sich gibt.
Die unterlegenen, rangniedrigeren Tiere weichen den stärkeren aus, gehen beiseite, gähnen oder lassen sich (unter lautem Protest) berammeln oder mit Urin bespritzen.
Gruppendynamik
Zu einem eigentlichen Kampf kommt es vor allem in den verschiedenen Rappelphasen, also in der Pubertät der Böckchen. Die Rangstellung in der Gruppe ist meist mit ca. einem Jahr geklärt. Verlässt jedoch ein Gruppenmitglied die feste Gruppe (z.B. durch Tod) oder kommt ein neues Mitglied dazu, dann kann es zu heftigen "Diskussionen" kommen.
Keiner kann voraussagen, wie und ob eine neue Zusammenführung/Vergesellschaftung gut geht oder nicht.
Deshalb ist eine Böckchengruppe auch nichts für Anfänger und sollte besser erfahreneren Meerihaltern vorbehalten bleiben.
Kastration
Hat sich eine Bockgruppe einmal zerstritten, dann bringt auch eine Kastration selten noch Besserung. Das Bewußtsein im Kopf der Böckchen "ein Kerl zu sein", läßt sich nicht wegoperieren. Allenfalls werden die Tiere etwas ruhiger. Frühkastrate werde i.d.R. als Neutrum (geschlechtslos) betrachtet und befinden sich in der Rangordnung ganz unten.
Gerade oder ungerade Anzahl?
Es spielt keine Rolle, ob die Anzahl der Jungs gerade oder ungerade ist. Die Gruppenverträglichkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe ist ausschließlich vom Character der einzelnen Tiere abhängig. Es kann passieren, daß eine Zweiergruppe sich hasst, eine Dreiergruppe sich liebt oder auch umgekehrt... Ein einziger Streithammel in der Gruppe kann alles auseinanderbrechen lassen.
Ich hoffe Euch gefällt mein Bericht?!
Gabi