• Hallo Gemeinschaft,


    ich habe folgendes Vergesellschaftungs-Problem:
    ich halte seit ca. 5 Monaten 3 Böcke zusammen (einer 3 J. alt und unkastriert, zwei 8 Monate alt und kastriert). Verstehen sich soweit super.


    So, nun kam vor einer Woche ein ca. 4 Mon. alter unkastrierter Bock dazu, der wohl den größten Teil seines jungen Lebens mit 6 oder mehr Kaninchen in der Tierhandlung auf engem Raum leben musste, weil er mit den kleinen Meerschweinchen nicht mehr auskam. Ist eine Albino-Langhaar-Rosette, der den Ninchen körperlich total unterlegen war und deshalb wahrscheinlich ziemlich verstört ist.
    Ohren waren angeknabbert, Fell teilweise rausgerupft, ziemlich mager ist er, man spürt wirklich jeden Knochen. Nur knapp 600 Gramm schwer, trotz des langen Fells. Ich habe ihn „Möhre“ genannt.


    Naja, jedenfalls die 4 auf neutralen, unbekannten Boden (ca. 3qm) zusammengesetzt und 3 Tage dort belassen und beobachtet. Totales Geknatter und heftiges Geraufe zu Beginn. Möhre hat immer wieder gestänkert und ordentlich von den anderen eingesteckt. Ca. 12 kleine Wunden (auch teilweise verschorft) hat er sich zugezogen, an Nasen, Rücken und Po. Also meine drei sind nicht aggressiv und extra auf ihn los oder so, aber Möhre kam immer wieder „stänkern“, weil er wohl bei den kleinen Schweinchen im Laden früher immer der Stärkste und Größte war.


    Dann folgte der Umzug in ein für alle neues ca. 4,5qm großes Gehege mit Etagen. Dort ist es mit den Rangkämpfen deutlich ruhiger geworden, er hat auch keine Wunden mehr bekommen. Der 3 Jährige ist der Boss. Möhre hat sich wahrscheinlich am Ende doch unter alle untergeordnet, versucht es aber immer wieder mal. Beziehungsweise er kommt einfach nur an, und die anderen sind aufgrund ihrer bisherigen schlechten Erfahrungen mit ihm (in der Neutralenzone) nicht gerade freundlich auf ihn zu sprechen. Allerdings ist das Verhältnis zwischen den drei bisherigen Freunden auch leicht aggressiver geworden.


    Ich habe die Vermutung, dass er durch die Ninchen-Haltung ziemlich gestört ist. Ich habe ihn sogar im Tierladen mit einem Haufen schlafenden Kaninchen gesehen, an die er sich richtig rangekuschelt hat. Er sucht hier Kontakt (was Schweinchen ja nicht so tun), setzt sich komplett aufs Futter, obwohl ich es extra breit ausstreue damit alle rankommen. Zudem scheint er total nervös und hungrig zu sein. Er bewegt sich teilweise auch wie ein Kaninchen. Er macht einen Sprung und bleibt dann da sitzen. Sehr untypisch. Er hat wohl immer wenig Futter bei den Ninchen gekriegt. Allerdings bleibt sein Gewicht bei mir konstant bzw. steigt leicht.


    Meine Frage nun, wird sich diese „Verhaltensstörung“ noch legen? Er hat nun so lange mit Ninchen zusammengelegt, die ihn wahrscheinlich gequält und verletzt haben. Wird er wieder zu einem „normalen“ Schweinchen?


    Macht eine Kastration jetzt noch Sinn? Bei Bock-Gruppen braucht mans ja eigentlich nicht.
    Ich möchte ihn ungern abgeben, weil er dann vermutlich wieder zu den Ninchen kommt. Andererseits will ich meine alten Meerschweinchen auch nicht weiter belasten.


    Wieviel Zeit sollte man so einer Vergesellschaftung geben, wenn man ein vermutlich gestörtes Schwein dabei hat? Ich habe etwas von 24-48 Stunden oder auch einer Woche gelesen.


    Vielen sprechen von sofortiger Trennung und gescheiterter Vergesellschaftung, wenn es blutige Wunden gibt und zwei Schweine nur noch als Fellknäuel über den Boden kugeln, die nur mit Handschuhe getrennt werden können. So weit kam es bei mir noch nicht.
    Nur das typische Angespringe und Gehacke und richtig tiefe, blutige Wunden gab es auch nicht. Kann es noch was werden? Muss man nur Geduld haben?


    Wer kann mir Ratschläfe geben oder hat selbst Erfahrungen mit solchen „Meer-Kaninchen“? ;)


    VG
    Nicole

  • Das hört sich doch soweit ganz gut an ;)
    Du sollest ihnen vorallem Zeit geben, der Kleine hat eine Menge nachzuholen. Und das dauert natürlich! Das sie untereinander Zicken ist fast normal da die Rangordnung neu hergestellt wird und natürlich auch von den anderen Jungs in Frage gestellt wird.


    Ich habe hier einen Bock, der ist 4 Jahre und hat 3 Jahre davon alleine mit Kaninchen gelebt. Er war auch völlig gestört, laute hat er gar nicht von sich geben und er ist nur panisch abgehauen wenn einer meiner Böcke auf ihn zu kam. Mittlerweile ist sein verhalten aber wieder sehr normal geworden. Er lebt mit den Anderen macht sogar wieder Freudensprünge und ist den ganzen Tag am quasseln ;)

  • hallo!


    mein damaliger vergesellschaftungsversuch (neuen kastraten zu 1bock/2kastraten) ist kläglich gescheitert.
    vielleicht lag es daran, dass ich zu unerfahren war.
    heute würde ich einiges anders machen, obwohl ich damals auch auf 5,5qm (EB+Gehege) erweitert hatte.


    Nu´ ja, jetzt sitzen zwei x zwei jungs glücklich zusammen.


    bei böckchenhaltung ist es scheinbar immer wichtig eine ausweichmöglichkeit zu haben,
    sprich eine weitere gruppe bilden zu können. :wink:


    die vergesellschaftung von bockgruppen dauert ohnehin sehr lange...
    24-48std. hab ich noch nirgends gelesen.
    würde eher auf 2-4wochen tippen.


    bei mir war es damals auch mal zwischendurch ruhiger, aber dann hatten sie sich wieder...
    mein nervenkostüm hat das irgendwann nicht mehr mitgemacht.


    ach so, was ich noch vergessen hatte:
    bei mir waren es auch meine alten schweinchen, die sich irgendwann ums neue gestritten haben.
    der neue selbst war nie in die streitigkeiten involviert.

  • Ich würde ihn kastrieren lassen - auch für den Fall, daß die VG scheitert. Dann könntest du ihn zu einem Mädel vermitteln. Außerdem unterbindest bzw. verringerst du mit der Kastration die Bildung von Testosteron. Er könnte (muß aber nicht) durch den geringeren Hormonspiegel ruhiger werden.


    Außerdem würde ich ihn auf Kokzidien untersuchen lassen, da er mit Kaninchen zusammen gelebt hat. Davon könnte sein Untergewicht oder auch sein hoppelnder Gang kommen. Dafür brauchst du eine Kotprobe, die du vom TA untersuchen lassen kannst.

  • Huhu,
    ich halte selber eine Gruppe von sechs unkastrierten Jungs in einem Etagenbau mit vier Etagen und NUR 3,2 m². Zu Anfang gab es viele Rangeleien und der Oberstinker hat auch schon mal eine blutige Nase gehabt. Mittlerweile haben sich zwei Cliquen gebilden. Die Mitglieder der beiden Grüppchen besuchen einander aber oft und es wird viel gebrommselt und imponiert. Sonst ist die Gemeinschaft sehr entspannt.
    Ich rate Dir zu viel Geduld. Bisher hört sich das Ganze doch sehr gut an. Schließlich scheint Dein "Meer-Ninchen" gar nicht zu wissen, daß er ein Meerschweinchen ist (Prägung). Er ist bisher noch nicht sozialisiert und einfach nur völlig durcheinander. Ich möchte gar nicht wissen welche Gedanken ihm durch sein Köpfchen gehen.
    In Bockgruppen ist es sehr wichtig, daß keine Veränderungen an der Einrichtung und Gestaltung des "Baus" vorgenommen werden. Jede Veränderung führt zu Unruhe und neuen Auseinandersetzungen.
    Gabi

  • Vielen Dank für euren Beistand und Tipps. :)


    Kokzidien schließe ich mal aus, da er kein Durchfall hat udn auch keinen geblähten Bauch.


    Stimmt, jetzt wo ihrs sagt, er hat kaum ein Murks gesagt, als wenn er nicht Quicken kann sondern nur Luft gezogen hat. Dachte schon, kriegt er keine Luft. Aber wahrscheinlich hat ers nur kurz verlernt. Aber er macht sich, wenn alle nach Futter quicken, reiht er sich langsam auch mit ein.


    Naja, und keine bauliche Veränderung ist schwierig, weil ich extra für den Neuzugang alles neu und größer gemacht habe. Das stresst natürlich die alte Band auch noch zusätzlich.


    Soll ich wirklich den Kleinen kastrieren lassen? Oder sollte ich noch abwarten? Ich weiß halt nicht, obs sexuell motiviert ist oder vom Charakter ein Stänkerhannes ist.
    Vermutlich ist es das Beste, also so wies ist zu lassen. Alle sollen sich an die neue Umgebung gewöhnen und dann kann man in ein paar Wochen immer noch mal schauen, oder?

  • Wenn man ihn jetzt gleich wieder rausnimmt und nach der Kastration anders riechend wieder dazu gibt, gibt es doch sicherlich von neuem Unruhe.


    Ich würde die Kastration auch eher als lang angedachte Option im Hinterkopf behalten und sie erstmal 3-4 Wochen machen lassen.


    Viel Glück mit den Süßen,


    Sputnik

  • Ich schließe mich den anderen an: Ich würde ihn auch nicht kastrieren lassen. Das bringt nur noch mehr Unruhe. Außerdem ist eine Kastration ein tiefer Einschnitt in seinem Meerschweinchenleben. Das Verhalten meines Bockes hat sich nach der Kastration nicht verändert. Er brommselt noch genau so wie vorher und besteigt auch seine Weibchen. Warum soll sich dann ein Bock nach der Kastration in einer Bockgruppe anders verhalten? Ich glaube, Möhre braucht einfach nur Zeit und solange es zu keinen tiefen Bisswunden kommt, würde ich sie ihm auch geben.