Mein liebes Lorchen,
heute bist du über die Regenbogenbrücke gegangen. Du hast so viel durchgestanden im letzten Jahr, ich hatte befürchtet, dass Dich das alles zu viel Kraft kosten würde. Doch bis zum letzten Tag hast Du Dein freundliches Wesen bewahrt und darum sei Dir diese Seite gewidmet. Schließlich sollen alle wissen, was für ein Prachtschweinchen Du warst und Deine Geschichte lesen.
Wie Loreley zu ihrem Namen kam...
Es war einmal vor vielen Jahren ein dummes Zweibein, das ließ sich überzeugen, dass ein Schweinchen und ein Ninchen dufte Kumpels wären. So ging das Zweibein hin und holte ein kleines braunes Ninchen und ein noch kleineres braunes Schweinchen. Und weil das Schweinchen so klein war und große Augen und Haare auf den Füßen hatte, nannte das Zweibein es Frodo. Aber ach, schon bald stellte das Zweibein fest, dass die Schweininchen-Kombination so gar keine gute Idee gewesen war, denn das Ninchen fing an Klein-Frodo böse zu beißen und ließ den Kleinen nicht mehr aus dem Haus. Da setzte das Zweibein die beiden kurzerhand auseinander. Nun war Klein-Frodo in Sicherheit, aber er war sehr traurig und saß einsam und allein in seinem Käfig. Das konnte das Zweibein nicht mit ansehen und beschloss, Klein-Frodo eine Freundin zu schenken. Dazu musste Klein-Frodo aber erst entschärft werden und dann noch eine Weile allein verbringen. Er nutzte die Zeit um in der Wohnung lange Spaziergänge zu machen und dabei fröhlich vor sich hin zu muckern. Nach 5 Wochen beschloss das Zweibein, dass es Zeit wäre, eine Freundin zu holen. Das Zweibein dachte sich klug, es könne die Freundin ja eine Weile extra setzen, um zu sehen, dass sie fit und gesund war. Und so ging das Zweibein hin und holte ein winzig kleines Schweinemädchen, das nur aus braun-schwarzem Fell zu bestehen schien (das Zweibein war dabei übrigens so aufgeregt, dass es vergaß, auf dem Rückweg die Straßenbahnkarte zu stempeln, und so wurde es auch gleich ein sehr teures Schweinemädchen) und setzte es in einen separaten Käfig. Einen Tag und eine Nacht blieb es sehr ruhig in dem Käfig des Schweinemädchens, doch dann machte sich Klein-Frodo an seinen täglichen Rundgang. Fröhlich muckerte er drauflos, als auf einmal... ja, was war das? Da antwortete doch jemand! Nein, es war alles still. Klein-Frodo muckerte weiter, und ja! Da war es wieder! Da war ein anderes Schwein, irgendwo, genau wie er! Und Klein-Frodo blieb wie angewurzelt stehen. Das Schweinemädchen aber war vorsichtig aus ihrem Heuberg gekrochen, aber sie war so klein, dass sie kaum über den Käfigrand gucken konnte. Da nahm sie Anlauf und schwups! Landete sie auf dem Dach ihres Häuschens. Und da saß nun das Schweinemädchen, und die langen Haare hingen links und rechts herunter, und die kleinen Äuglein blitzten, und sie fing an zu singen, zu singen und zu quieken und zu muckern. Und sie verzauberte Klein-Frodo, der sofort seinen Rundgang abbrach und an den Käfig eilte und aus voller Kehle mitschr...äh –sang. Und so wurde sie Loreley genannt, den es schien gar keinen passenderen Namen zu geben.
Die nächsten Tage verbrachte Loreley auf ihrem Häuschen, sehnsuchtsvoll in den anderen Käfig blickend. Und Frodo wie ein Abziehbild am Gitter hängend und alles andere vergessend. Erst als die beiden endlich zusammen waren, da kehrte endlich Ruhe ein und sie lebten ein langes, glückliches Leben miteinander.
Lorchens große Liebe
Unzertrennlich waren die beiden. Keiner konnte ohne den anderen sein. Wenn der Tierarzt Lore aus dem Korb nahm, um ihr die schwarzen Krallen zu schneiden, da zeterte und schimpfte Frodo ganz fürchterlich. Und als ein Ninchen aus dem Ninchengehege aus- und in das Schweinchengehege einbrach, da stellte sich Lore ihm entgegen und klapperte und fletschte gar fürchterlich, während Frodo sich im Haus verstecken konnte. Als Lore operiert wurde und nicht mehr fressen wollte, da holte Frodo sie aus dem Häuschen und führte sie energisch Richtung Futternapf. Doch dann wurde Frodo sehr krank und zum ersten Mal in all den Jahren schlief Loreley in seinem Häuschen an seiner Seite. Und als er gestorben war, da fing sie wieder an zu schreien.
Lores neue Freunde
Das Zweibein war ganz verzweifelt. Wo jetzt einen neuen Frodo herbekommen? Einen zweiten Frodo gibt es doch gar nicht! Und das Zweibein nahm das zweite Zweibein, das ein bisschen mit den Augen rollte und fuhr mit ihm zu Tierheimen und Abgabestellen, aber es fand keinen Ersatz. Wenige Tage später jedoch brachte das zweite Zweibein einen feschen, älteren Herrn von der Arbeit mit nach Hause: Es war ein einsamer Schweinewitwer mit einer sehr großen Nase und sie nannten ihn Herrn von Bödefeld. Und auch, wenn er nicht Frodo war, so verstanden die beiden sich doch auf Anhieb gut und teilten sich fortan die Gurken.
Die Zweibeiner aber hatte das Schweinefieber gepackt. Aller guten Schweine sind drei!, dachten sie und fingen an zu sägen und zu hämmern und zu bohren und zu nageln, denn gut Schwein will auch Platz haben. Und so kam es, dass zusammen mit der neuen Schweinevilla auch eine weitere Schweinedame neuen Schwung in die Schweineria brachte. Das war aber erstmal gar kein Spaß. Lore war schließlich das Chefschwein! Und nach einigen Rangeleien blieb sie das auch.
Eine halbe Lore
Eine Weile war alles gut im Reich der Schweine, doch dann nahm unser Schweinchen plötzlich ab und ihr Fell wurde langsam sehr grau. Sie hatte nach ihrer Op so gut zugenommen und war wieder ein properes Schweinderl geworden, doch nun ging es wieder bergab. Der Grund war schnell gefunden: Ein fieser, böser Blasenstein hatte sich bis zur Harnröhre gemogelt und dann den letzten Schritt nicht geschafft. Not-Op, Ängste und Sorgen bei den Zweibeinern, und es sah aus, als sei es überstanden. Doch dann stellte sie auch noch das Fressen ein, und vor lauter Harnsteingedanken kamen die Zweibeiner alle nicht drauf, dass das Problem viel weiter oben zu suchen sein könnte: Die Zähne! Zahnspitzen, Abszesse, Geschwüre... was hat die kleine Maus nicht alles weggesteckt. Wochenlanges Päppeln. (Aber auch zeitgleich die Entdeckung der Kuschelsachen, der Renner im Schweinestall!) Doch dann kam er zurück: der große Appetit vom kleinen Schwein und Lorchen fraß und fraß und fraß und fraß. Nur dick wurde sie nimmer. Da spielte ihr die Schilddrüse einen Streich. Doch weiterhin begrüßte uns jeden Morgen unser dürres, zotteliges Zauselschwein mit freudigem Gequieke! So auch heute...
Und doch, ich hätte es mir denken können, kleine Maus. Das erste Mal durfte Herr von Bödefeld in deinem Häuschen bei Dir schlafen. Du hast Deine Schweinekameraden dicht um Dich gescharrt. Und dann hast Du die Augen zugemacht und Dich in den Kuschelsack gekuschelt und wenn es zwischen der Regenbogenbrücke und dem Hier eine Gitterwand gibt, ich bin sicher, Dein Frodo hing wieder da wie ein Saugknopfgarfield und hat auf Dich gewartet. Grüß ihn schön von mir und sei gewiss: Wir werden Dich nie vergessen.
Mama Kessie
Papa Niko
Oma Ela
Bödi und Mel
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