Schokolade des Meerschweinchens
Trockenfutter für Meerschweinchen
in Meerschweinchen Ernährung Dry food / pellets for Guinea Pigs - handle with care!Ob Trockenfutter zur Meerschweinchenfütterung verfüttert werden soll ist eine Frage, die immer wieder sehr ausführliche Diskussionen aufwirft, obwohl Meerschweinchen kein Trockenfutter / Pellets benötigen. Es ist ein adaptiertes Verhalten aus der Kaninchenmast Meerschweinchen mit dem günstigen Futter zu versorgen.
- Inhaltsstoffe
- Analytische Bestandteile
- Trockenfutter und der Zahnabrieb
- Melasse und die Darmflora
- Menadion – die Vitaminlüge
- Futtermethoden in Zoohandlungen
- Trockenfutter im Speiseplan
- Folgen der Fütterung
- Fazit & Alternative
Wenn man sich den Ursprung klar macht – eine Übernahme der Verhaltensweise aus der Mast von Kaninchen zur industriellen Fleischproduktion – wird einem auch klar warum die Fütterung mit pelletlastigem Trockenfutter nicht sinnvoll sein kann. Erst recht nicht wenn diese Art Fütterung die einzige für die Tiere darstellen soll. Begründungen für diese Art „stressfreie“ Fütterung liegen nicht bei den Tieren, sondern den Haltern. Auch trächtige Meerschweinchen, Jungtiere, Tiere in ganzjähriger Außenhaltung u.ä. können ohne Trockenfutter sehr gut mangelfrei ernährt werden. Es ist ein energiereiches, günstiges Industriefutter welches originär produziert wurde um Tiere schnell zu mästen – und nicht um ihnen ein langes und gesundes Leben zu ermöglichen. Zudem quellt das Trockenfutter im Magen auf, was zu einem Sättigungsgefühl führt. Dadurch wird die ausreichende Aufnahme von Heu gestört. Nimmt das Schweinchen zu wenig Heu auf, ist der Zahnabrieb gestört und weitere negative Konsequenzen drohen. Doch im Einzelnen…
Inhaltsstoffe von Trockenfutter
Vor allem das industriell in Massen gefertigte Trockenfutter, welches man überall in Zoohandlungen, Baumärkten oder im Internet bekommt, enthält häufig noch immer eine fragwürdige Zusammensetzung, auch wenn eine zunehmende Sensibilisierung der Halter ein Umdenken bei vielen Herstellern von Fertigfutter bewirkt hat. Ein typisches Trockenfutter besteht aus:
- Getreide und / oder Mais
- Gemüse und / oder Obst
- Saaten / Körner
- Heu und / oder Kräuter
- Mineralstoffe
- Zusatzstoffe wie Melasse (Zucker) oder Schrot, Vitamine
Analytische Bestandteile von Trockenfutter
Neben den namentlich genannten Inhaltsstoffen gibt es beim Trockenfutter auch die Deklarierung in die Analytischen Bestandsteile. Diese Auflistung gibt Aufschluss über den tatsächlichen Nährwert des Futters.
Aber was sind Analytische Bestandteile?
Die Analytischen Bestandteile sind vier Rohnährstoffe, die im Rahmen chemischer Verfahren aus dem fertigen Produkt ermittelt werden. Die Futtermittelanalytik nach Weender schafft ein einheitliches Verfahren um eine direkte Beurteilung des tatsächlichen Nährwerts des Futtermittels angeben zu können. Die Deklarierung ist in Deutschland für Futtermittel gesetzlich vorgeschrieben [1].
- Rohfaser
Als reine Pflanzenfresser ist der Anteil der Rohfaser im Trockenfutter häufig entsprechend hoch und vor allem wichtig! Rohfaser bezeichnet der Anteil an Faserstoffen von Pflanzen im Futter und wird bestimmt, indem das Futtermittel mit Säuren und Laugen so lange behandelt wird, bis der Anteil der Rohfaser übrig bleibt. - Rohasche
Die Rohasche bestimmt den Anteil anorganischer Stoffe im Trockenfutter. Sie wird ermittelt, in dem das fertige Produkt bei hoher Temperatur (550°C) so lange verbrannt wird, bis keine Gewichtsveränderung mehr auftritt. Die übrig gebliebene Asche sind dann sämtliche anorganischen Stoffe des Futtermittels. - Rohprotein
Chemisch gesehen ist Rohprotein einfach der Anteil aller Verbindungen im Trockenfutter, welche Stickstoff enthalten. Das Rohprotein gibt dadurch an wie hoch prozentual der Eiweißgehalt des Trockenfutters ist. - Rohfett
Das Rohfett, manchmal auch „Öle und Fette“, bestimmt den Anteil pflanzlicher (hoffentlich ausschließlich!) Fette. Saaten haben häufig einen besonders hohen Fettanteil.
Trockenfutter begünstigt Zahnabrieb nicht
Trockenfutter ist oft sehr hart, so dass viele meinen, dass sich damit damit die Zähne gut abnutzen können. Das ist falsch! Die Tiere zerbeißen das Trockenfutter lediglich und schlucken es dann herunter. Es wird nicht wie das Heu im Mund zermahlen. Durch die extreme Härte kann es sogar zu Abbrüchen an den Zähnen kommen. Ein weiterer Aspekt ist der sehr geringe Wassergehalt der Pellets, der bei maximal 17% liegt. Um ihn auszugleichen müssen die Meeris das entzogene Menge Wasser zusätzlich zu ihrem täglichen Wasserbedarf trinken. Dies machen jedoch die allerwenigsten! Da eine zu geringe Wasseraufnahme – neben erblichen Komponenten – jedoch die Hauptursache für Blasensteine sind, rate ich von einer Fütterung mit Trockenfutter ab.
Die Melasse in Trockenfutter-Pellets
Gebunden, also verklebt, werden die Pellets mit Melasse, einem Nebenerzeugnis bzw. Abfallprodukt des Zuckerrohrs aus der industriellen Produktion von Zucker. Über eine halbe Million Tonnen Melasse wandern jährlich in die Futterproduktion – natürlich nicht nur für Meerschweinchenfutter. Fast 70% der Melasse sind Kohlenhydrate. Zudem enthält Melasse einen sehr hohen Anteil Saccharose. Damit fördert Melasse das Bakterium e coli im Verdauungsapparat und ist geeignet die empfindliche Darmflora der Tiere massiv zu stören. Eine gravierende Folge dessen ist Durchfall, der zu spät erkannt bis zum Tod des Tieres führen kann. Wer ein bereits krankes Meerschweinchen mit melassehaltigen Pellets füttert läuft Gefahr das Problem noch zu verschlimmern und in äußerst kritische Bahnen zu lenken.
Menadion – Die Vitamin K3 Irritation
Mit einer ganz bestimmten Vitaminangabe im TroFu wird der Verbraucher getäuscht. Vitamine sind ein starkes Zugpferd der gesamten Nahrungsindustrie um ihre Produkte besser zu verkaufen. Dass eine (scheinbar) gesunde Ernährung auch dem Tierhalter am Herzen liegt, hat die Futterindustrie längst erkannt. Das Konzept funktioniert, immerhin sind Vitamine essentiell für die Gesundheit von Lebewesen. Menadion ist aber kein hilfreiches Vitamin für die Tiere sondern toxisch, also eine giftige Substanz und der Name „Vitamin K3“ lediglich ein Etikettenschwindel. In Trockenfutter befindet sich häufig das syntetisch, also künstlich hergestellte Vitamin K3. Mitunter beworben wurde es in der Vergangenheit, dass es die Blutgerinnungsfähigkeit fördere. Das wurde aber bereits vor 30 Jahren wissenschaftlich widerlegt. Produkte, die für den menschlichen Verzehr produziert werden, dürfen kein Vitamin K3 mehr enthalten. Für die Tiernahrung gilt dies leider noch immer nicht. Deshalb ist bei einem Kauf unbedingt darauf zu achten, dass es frei von Vitamin K3 / Menadion ist. Die fehlende Deklarierungspflicht macht es einem allerdings schwer auch wirklich sicher sein zu können, dass das gekaufte Produkt kein Menadion enthält. Nur wenn ausdrücklich drauf steht dass das Futter kein Menadion enthält, kann man einen Kauf eventuell in Erwägung ziehen.
Wie füttern Zoohandlungen?
In Zoohandlungen, auch ein Hinweis darauf dass es lediglich Gründe des Halters sind so zu füttern, werden Meerschweinchen häufig leider noch immer ausschließlich mit Trockenfutter gefüttert. Es ist schnell und günstig, und die Konsequenzen zahlt der spätere Käufer des Tieres. Tiere in Zoohandlungen zu kaufen ist noch immer sehr verbreitet und ebenso verbreitet ist es auch, dass sich erst nach dem Kauf richtig mit dem Thema auseinander gesetzt wird. Nun ist das (hoffentlich die!) Meerschweinchen aber nun mal in der Familie angekommen, gefüttert bislang mit Pellets und wahrscheinlich auch mit der Empfehlung aus der Zoohandlung für Trockenfutter aus einer besonders bunten Verpackung. Was tun?
Hier kann es sinnvoll sein vorerst weiterhin diese Pellets zu geben. Die Dosis ist dabei kontinuierlich über jeden Tag hinweg zu reduzieren, wohingegen mit ordentlichem Futter, also Frischfutter, zugefüttert werden soll. So gewöhnt man dem Tier die Pellets ab und bringt ihm sanft seinen eigentlichen Ernährungsplan bei. Während der Umstellung sollte man aber die Inhaltsstoffe des zu verfütternden Trockenfutters genau beachten.
Trockenfutter im Futterplan
Sollte man trotzdem Trockenfutter geben wollen oder zur Umstellung müssen, sollte man nur wenig füttern und auf die Zusammensetzung des Trockenfutters achten. Im günstigsten Fall sollte das Futter folgende Inhaltsstoffe haben:
- Rohfaser 12 – 14 %
- Rohprotein 16 – 18 %
- Rohfett 3 %
- Rohasche 6 – 7 %
Ungesund bis schädlich sind gemischte Körnerfutter wie sie üblicherweise in Supermärkten und Zoohandlungen angeboten werden. Mais, bunte Ringe, Getreidekörner, Sonnenblumenkerne, Rosinen usw. haben nichts im Futter für Meerschweinchen zu suchen. Zudem ist in den Pellets häufig an Inhaltsstoffen zu finden:
- Zucker, Mehl, Bäckerei- Nebenerzeugnisse, Saaten und Honig.
Diese Inhaltsstoffe werden zumeist zu leicht verdaulichem Zucker abgebaut, durch den die Darmtätigkeit negativ beeinflusst werden kann. - Pflanzliche und tierische Nebenerzeugnisse
Dieses sind irgendwelche Abfallprodukte aus der Lebensmittel- bzw. Futtermittelherstellung. Dadurch sind diese Futtersorten völlig ungeeignet.
Will man Trockenfutter verfüttern, empfehle ich eine Mischung aus getreidefreien Pellets (z.B. Topinamburpellets), getrocknetem Gemüse und getrockneten Kräutern. Das Trockengemüse quillt im Magen des Tiers auf und führt zu einem starkem Sättigungsgefühl. Dadurch fressen die Tiere zu wenig Heu. Pro Tier und Tag gilt daher die Regel maximal 1 TL voll Trockenfutter, besser weniger oder gar nichts zu geben. Damit bleibt Trockenfutter nur ein Leckerchen für die Meerschweinchen und genau das sollte es im Futterplan auch bleiben! Wertvolle Inhaltsstoffe können die Meerschweinchen nicht aus dem Futter ziehen. Diese bekommen sie durch das Heu und das Frischfutter. Leckere Trockenkräuter könnt ihr im Internet bestellen.
Mögliche Folgen der Fütterung mit Pellets
Zusammenfassend möchte ich Dir noch eine Liste der möglichen Komplikationen und Folgen mit auf den Weg geben, welche durch die Fütter von Trockenfutter beim Meerschweinchen entstehen können.
- Fütterung von Trockenfutter und Bewegungsmangel führen zu Übergewicht.
- Es begünstigt Leberverfettung, eine Erkrankung an der vor allem schwangere Weibchen leider häufig sterben.
- Fehlfunktion des Darmes (wie Durchfall, Blähungen) bei leichten Erkrankungen, die zum Tod führen können, werden durch begünstigt.
- Backenzahnabszesse drohen wenn die Pellets zu hart gepresst sind.
- Durch hohe Zuckerwerte der Pellets wird der Urin übersäuert, was zu Blasenentzündungen führen kann
- Wird zu viel TroFu verfüttert, kann Harngrieß entstehen. So nennt man weiße oder andersfarbige Beimengungen im Urin. Dieser Harngrieß kann zu Blasensteinen führen.
- Stärke aus den Pellets wird während des Verdauungsprozesses in Zucker umgewandelt. Dieser vergärt im weiteren Prozess zu Hefe und es entstehen oft Fehlgärungen im Magen. Dadurch bläht sich der Darm auf; die Tiere bekommen starke Bauchschmerzen.
- Durch Wasserentzug des droht die Austrocknung des Körpers.
- Durch Aufquellen im Magen-Darm-Trakt stellt sich ein Sättigungsgefühl ein. Die Folgen dessen sind zu wenig Aufnahme von Heu und Frischfutter. 1 EL TroFu am Tag soll 30 % weniger Heuaufnahme zur Folge haben. Die Zähne werden unzureichend abgenutzt und es entstehen Zahnprobleme.
Die Bequemlichkeit (hoffentlich meistens nur die Unwissenheit) des Halters hat also einen hohen Preis, den das Tier am Ende zahlt – oder der Halter später beim Tierarzt. Trockenfutter ist somit nur auf den ersten Blick eine günstige Art der Meerschweinchenfütterung. Weitergehende Informationen findest Du hier.
Fazit und Alternative
Trockenfutter aus Zoohandlungen, meist einfach nur „Meerschweinchenfutter“ genannt, kann man zweifellos als das Junkfood in der Meerschweinchenhaltung bezeichnen. Es ist ein industriell gefertigtes Produkt mit einer Vielzahl ungünstiger bis sogar giftiger Inhaltsstoffe. Die Unterscheidung von problematischem und problemlosem Trockenfutter fällt aufgrund mangelhafter Deklarationsvorschriften über die Inhaltsstoffe schwer, so dass ein gänzlicher Verzicht bzw. die Nahrungsumstellung die bessere Variante darstellt. Tierische Nebenerzeugnisse und Abfallprodukte aus der Nahrungsmittelproduktion haben nichts mit natürlicher oder gesunder Ernährung gemein.
Wie man seine Meerschweinchen am besten ernährt findet man sehr gut heraus, wenn man sich in die Tiere und ihren natürlichen Lebensraum hinein versetzt. Ihre Vorfahren, als der Mensch noch nicht die Domestizierung dieses Tiers für sich entdeckt hat, lebten am Boden und ernährten sich hauptsächlich von Gräsern und bodennahen Gewächsen. Darauf ist der gesamte Verdauungsapparat ausgerichtet. Eine umfangreiche Liste guter und sinnvoller Nahrung findest Du auf dieser Seite in unserer Futterliste für Merschweinchen.
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