Die richtige Ernährung ist eine große Verantwortung für den Halter und so verwundert es auch nicht dass die größte Zahl der Fragen rund um Meerschweinchen genau dieses Thema betreffen. Das hat natürlich auch längst die Tierfutterindustrie entdeckt und wirbt mit allerlei Versprechen hinsichtlich der Gesundheitserhaltung. Es ist aber festzustellen dass viele Fertigprodukte zum einen unnötig, oder gar schädlich sind. Die gesunde und artgerechte Ernährung von Meerschweinchen ist im Grunde sehr viel einfacher und vielfach sogar günstiger als es scheint.
Welches Nahrung ist für Meerschweinchen gut?
Der Speiseplan kennt eine große Auswahl! Wir haben hierfür eine umfangreiche Liste mit geeignetem und ungeeignetem Futter für Meerschweinchen erstellt, auf der kommentiert bereits die meisten und gängigen Pflanzen erklärt sind. Die Ernährung gliedert sich insgesamt grob in verschiedenen Punkte:
Heu, Gräser und Kräuter
Bodennahe Pflanzen stellt die ursprünglichste und damit artgerechteste Ernährung dar, da auch ihre wilden Vorfahren in ihrem natürlichen Habitat sich vor allem durch Gräser und Kräuter ernähren. Was die domestizierten Tiere angeht, so hat wie bei vielen Pflanzenfressern auch hier das Heu noch mal eine unerlässliche Bedeutung, einfach weil es ganzjährig verfügbar ist. Es sollte immer frisch angeboten werden sollte. Ab dem Frühling kommen die Gräser mit auf den Speiseplan, allerdings sollte man hier die Tiere erst langsam, also mit kleinen Portionen, an die neue Nahrung gewöhnen, da ansonsten mit Durchfall zu rechnen ist. Von Frühling bis Herbst kann man so alleine durch Gräser einen wesentlichen Teil der Ernährung abdecken. Gras sollte immer frisch gepflückt gegeben werden. Natürlich ist nicht jede Pflanze geeignet für Meerschweinchen. Zur besseren Übersicht haben wir hierzu extra eine Liste mit Giftpflanzen erstellt, die das Tier nicht essen darf. Auch was die Kräuter angeht gibt es natürlich eine Liste der Kräuter die giftig sind.
Gemüse
Gemüse ist ein natürlicher Lieferant praktisch aller wichtigen Vitamine und Mineralien die das Meerschweinchen benötigt und gehört zum täglichen Speiseplan unserer Mitbewohner heute dazu. Unverträglich sind Kohlsorten in zu großen Mengen. Zwiebelgewächse aller Art sollte man überhaupt nicht anbieten, genauso wenig wie Kartoffeln oder Hülsenfrüchte. Ansonsten hat man eine breite Auswahl und kann den Speiseplan sehr abwechslungsreich gestalten.
Obst
Anders als beim Menschen sollte Obst für das Meerschweinchen nur als Leckerli verstanden werden und nicht zum täglichen Speiseplan gehören. Das liegt daran dass Obst zum einen viel Fruchtsäure enthält und zum anderen viel Fruchtzucker. Beides stellt für das Tier keine gesunde Ernährung dar. Ab und an das eine oder andere Obst zu geben ist allerdings nicht schädlich und wird sie sicherlich erfreuen.
Wasser
Meerschweinchen nehmen sehr viel Wasser über die Nahrung auf, vor allem aus Gemüse. Dennoch muss Wasser jederzeit verfügbar und stets frisch im Gehege angeboten werden. Spezielles Nagerwasser oder Zusätze an Vitaminen ist komplett unnötig solange man gesunde Schweine hat.
Folgen falscher Ernährung
Bekommen die Meerschweinchen kontinuierlich falsches bzw. schädliches Futter vorgesetzt, drohen sowohl kurzfristige wie auch langfristige Folgen. Vor allem die langfristigen Folgen sind ein großes Problem und spätere gesundheitliche Schwierigkeiten werden nur selten die auf falsche Ernährung zurückgeführt.
Zahnprobleme
Die Zähne sind immer wieder Thema bei Meerschweinchen, was daran liegt dass sie lebenslang wachsen und nur durch Kaubewegungen gemahlen werden. Zu wenig Kaubewegungen führen zu Verletzungen im Mundraum und in der Folge zur Einstellung der Nahrungsaufnahme, welches Folgekomplikationen nach sich zieht – oft bemerkt der Halter erst dann, dass etwas nicht stimmt.
In ihrem natürlichen Umfeld ist das stetige Wachstum der Zähne von wichtiger Bedeutung, da ein natürlicher Zahnabrieb durch ihre Nahrung und dem ständigen Mahlen ohnehin stattfindet. Unsere domestizierten Meerschweinchen haben hier allerdings häufig Probleme, weil sie nicht mehr die in der Natur übliche Menge an Raufutter zu sich nehmen und viel weniger Mahlbewegungen machen. Das liegt daran, dass Fertignahrung aus der Zoohandlung häufig sehr zucker- und getreidelastig ist, was zu einer schnelleren Sättigung führt. Die Meerschweinchen müssen also nicht mehr so viel Nahrung zu sich nehmen um ihren Energiebedarf zu decken.Verdauungsprobleme
Vor allem bei radikaler Ernährungsumstellung entstehen häufig Verdauungsprobleme wie Durchfall und Blähungen, weshalb neues Futter generell langsam angefüttert werden sollte. Außerdem drohen bei dauerhaft falscher Fütterung Erkrankungen wie z.B. Arthrose oder Diabetes, da die stetig zu hohe Zufuhr von direktem Zucker, Getreide oder Melasse den Insulinspiegel nach oben treibt wie auch die Verfettung fördert. Vor den Alterskrankheiten sind auch Meerschweinchen leider nicht geschützt.
Vergiftung
Ungeeignetes Futter kann akute Vergiftungen hervorrufen, die eine ganze Reihe Komplikationen bis hin zum Tod des Tieres zur Folge haben können. Immer problematischer in unseren Breitengraden wird z.B. die Herbstzeitlose, welche immer häufiger bereits noch vor der letzten Heuernte wächst und so mit ins Futter gelangen kann.
Nahrungsumstellung bei Meerschweinchen
Meerschweinchen sollten generell langsam an neue Nahrung gewöhnt werden. Vor allem wenn man Meerschweinchen aus anderen Haltungen übernimmt, sollte man die wohl möglich wenig gesunde Ernährung dahingehend langsam umstellen, dass man immer weniger der fragwürdigen Produkte und immer mehr des gesunden Futters darreicht. Ausschließlich mit Trockenfutter gefütterte Tiere können übergangsweise auch mit getreidefreien Pellets versorgt werden.
Aber auch bei der saisonalen Anfütterung sollte man die Tiere stets behutsam gewöhnen. Ein typisches Beispiel ist die Umstellung auf frisches Gras ab dem Frühling. Hier ist erst langsam kleinere Portionen an Gras zu geben, während man mehr und mehr das Gemüse absetzt.
Bei jeder Ernährungsumstellung gilt, dass die Meerschweinchen hierbei nicht an Gewicht verlieren sollten. Der regelmäßige Gesundheitscheck (Meerschweinchen TÜV) gib hier genau Auskunft.
Kurztipps zur richtigen Meerschweinchen Ernährung
- Als Faustregel gilt, dass Meerschweinchen mindestens 10% ihres Eigengewichts täglich an frischer Nahrung zu sich nehmen sollen um ihren Bedarf an Vitaminen und Mineralien zu decken.
- Sind frische Gräser nicht verfügbar, ist vor allem Gemüse ein wichtiger Lieferant für Vitamine und Mineralien.
- Heu ist immer und frisch zur Verfügung zu stellen, da Meerschweinchen regelmäßig kleinere Mahlzeiten essen und das Raufutter dadurch für den notwendigen Zahnabrieb sorg.
- Wasser muss immer frisch angeboten werden. Das Zusetzen durch Vitamine oder gar spezielles Nagerwasser ist unnötig.
- Kartoffeln, Getreide, Mais, Melasse und Nüsse gehören nicht auf den regelmäßigen Speiseplan. Das zahlreich verfügbare Trockenfutter oder Kraftfutter ist unnötig bis schädlich.
- Industriell gefertigte Knabberstangen, Snacks und sonstige „Leckerli“ lässt man am Besten im Laden, auch wenn sie mit Vitaminen werben.
- Küchenabfälle gehören auch nicht in den Meerschweinchenkäfig.
